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Die Art und Weise der Wahrnehmung von Zeit ist in hohem Maße kulturell geprägt. Die meisten Menschen wachsen heute mit der Vorstellung auf, dass sie ihre Zeit sinnvoll nutzen und aktiv ausfüllen müssen. Zeit darf nicht verschwendet werden und wird entsprechend vor allem in Bezug auf Handlungen und Aktivitäten interpretiert.
Gleichzeitig erleben Individuen Zeit auf sehr verschiedene Art und Weise. Bereits der Tagesablauf zeigt, dass Menschen in unterschiedlichem Maße mit zeitgebundenen Verpflichtungen konfrontiert sind. Zeit wird im Rahmen einer intensiven beruflichen und familiären Einbindung häufig als vorbeirauschend wahrgenommen. Parallel dazu suchen alleinstehende oder berentete Menschen oft nach Möglichkeiten, die vorhandene Zeit sinnvoll und persönlich erfüllend zu gestalten.
Zeit und Zeitmangel
Zeit wird vielfach im Kontext eines erlebten Mangels definiert. Der Job beansprucht den Arbeitenden über die Maßen, die Familie äußert zahlreiche Wünsche und Ansprüche, unzählige Dinge müssen erledigt und vorbereitet werden. Hätte ein Tag 48 statt 24 Stunden, wäre der erlebte Zeitmangel nicht geringer, sondern gleichermaßen belastend. Die Anforderungen sind in der Regel immer ausgesprochen hoch, die Freiräume zum Durchatmen gefühlt nie ausreichend.
Um der Spirale eines chronischen Zeitmangels zu entkommen, ist das Setzen von Prioritäten im täglichen Ablauf wesentlich. Jeder Top-Manager in einer Firma kennt den Begriff des "Priorisierens", des Festlegens von vorrangig zu erledigenden Dingen im Sinne einer Reihenfolge nach Dringlichkeit. Ähnlich sinnvoll ist das Setzen von Prioritäten im Alltag und im gesamten Tagesablauf. Wer Zeit als stets zu knapp für all die erforderlichen Aktivitäten wahrnimmt, ist mit dem Erstellen einer Dringlichkeitsliste gut beraten. Sie einzuhalten und keine zusätzlichen Dinge und spontanen Anforderungen Dritter dazwischenschieben zu wollen, ist die eigentliche Kunst.
Zeit für sich selbst
Zeit ist nicht nur wesentlich in Bezug auf Verpflichtungen und Anforderungen. Zeit für sich selbst ist ein wichtiger Faktor, der fürs Gesundbleiben und eine stabile Psyche unverzichtbar ist. Wer Zeit immer nur im Kontext von Leistung und permanenter Verfügbarkeit versteht, wird langfristig Auswirkungen dieser chronischen Überforderung spüren.
Das Investieren in Zeit für sich selbst ist essenziell im Sinne einer positiven Work-Life-Balance. Die sogenannte Selbstfürsorge bedeutet nicht, die Anforderungen des Alltags zu ignorieren, sondern eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und sich regelmäßig zu erholen und entspannen. Kinder sind übrigens Experten im Aufspüren und Umsetzen ihrer Bedürfnisse. Sie sind in dieser Hinsicht gute Lehrmeister.
Zeit für Zweisamkeit
Wichtig ist nicht nur die individuelle Auszeit, sondern ebenso die gemeinsam mit dem Partner verbrachte Zeit. Wer füreinander aufmerksam ist und sich Zeit für die Partnerschaft nimmt, läuft nicht Gefahr in Routine und Gleichförmigkeit zu verfallen. Zeit nehmen bedeutet hier einerseits miteinander verbrachte Freizeit, andererseits aber auch gemeinsames Reflektieren über Wünsche, Bedürfnisse und Sichtweisen.
Zeit zu zweit vermag auf lange Sicht nicht nur die Liebe am Leben zu halten, sondern gleichermaßen den gegenseitigen Respekt und die Achtung voreinander. Wer als Paar zu wenig Zeit miteinander teilt, läuft Gefahr, sich irgendwann innerlich voneinander zu entfernen und im Zusammensein einsam zu werden.
Drei Tipps für Qualitätszeit
Wochenauszeit
Einen Nachmittag oder Abend in jeder Woche festlegen, der nur den individuellen Bedürfnissen dient. Ob die Zeit allein, mit dem Partner oder gemeinsam mit Freunden verbracht wird, ist nicht entscheidend. Wichtig ist, dass sie im Sinne einer Auszeit von täglichen Verpflichtungen gestaltet wird.
Zeitgeschenk
Das persönliche Geschenk muss nicht immer materiell sein. Gemeinsame Zeit in Form eines Ausflugs oder einer miteinander geteilten Unternehmung und einem liebevoll ausgewählten Highlight zum Abschluss bleiben lange im Gedächtnis und stärken die Bindung.
Gemeinsames Hobby
Wer sich schwertut, kann mit einem Hobby neue Impulse setzen. Möglichkeiten einer so gestalteten Zweisamkeit wären beispielsweise ein Tanzkurs, regelmäßige Städtetouren an den Wochenenden, Karaoke-Abende, eine feste Spielegruppe und Ähnliches mehr.
Foto: (c) © Jürgen Fälchle / fotolia.com
Redaktion, 15.12.2016