Ausgezeichnet.org

Muss man sich selbst lieben, um geliebt zu werden?

Muss man sich selbst lieben, um geliebt zu werden?

12 | 5626 Aufrufe

"Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Liebesgeschichte" sagte einst Oscar Wilde. Während manche Menschen ein überdimensioniertes Ego haben, haben andere Schwierigkeiten sich selbst zu akzeptieren. Es fällt ihnen leichter, andere,  ihre Kinder, Partner, Familie und Freunde zu lieben. Diese Menschen neigen dazu, ihre eigenen Fehler und Unvollkommenheiten in den Vordergrund zu stellen, anstatt ihre eigenen Werte anzuerkennen. Kann man lernen, sich selbst zu lieben? Wie kann man lernen, sich selbst zu akzeptieren? Muss man sich selbst lieben, um geliebt zu werden?

 

 

Ist es notwendig, sich selbst zu lieben?

 

Ja, denn wer sich selbst schätzt, strahlt dies nach außen aus. Wenn wir uns so akzeptieren, wie wir sind, wirkt sich das positiv auf unser Umfeld aus. Was andere von uns denken, wird sekundär, da Selbstachtung wie eine Schutzschild wirkt. Mit einem Mindestmaß an Selbstliebe lernen wir, Kritik besser zu bewältigen und nicht alles persönlich zu nehmen. Die Suche nach einem Partner und die Fähigkeit, Beziehungen einzugehen, werden einfacher, wenn wir uns selbst sicher sind. Selbstliebe bereichert das Leben. Der Geist wird von negativen Gedanken befreit. Wir stehen Problemen gegenüber und lernen, mit stressigen Situationen umzugehen.

 

Aber warum fällt es manchen schwer, sich selbst zu lieben? Medien, Gesellschaft, und unsere Misserfolge aber auch unsere Kindheit und Werdegang vermitteln uns das Gefühl, nicht gut genug zu sein, und führen dazu, dass wir uns ständig mit anderen vergleichen. Eine hohe Verletzlichkeit, eine verstärkte Sensibilität und psychische Störungen wie Depressionen können zu Selbsthass führen und einige in ein emotionales Loch stürzen lassen, aus dem sie allein nicht herauskommen. Sie stellen ihren eigenen Wert infrage und glauben manchmal, keine Liebe zu verdienen…

 

 

Wie kann man zu einem positiveren Selbstbild gelangen?

 

Hier sind einige Übungen, die in den Alltag integriert werden können. Wichtig ist der folgende Grundsatz: Selbstliebe entsteht in uns und wird keineswegs durch äußere Einflüsse ausgelöst.

 

Behandeln Sie sich jeden Tag und zu jeder Zeit wie einen Freund. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Stärken und Schwächen und bleiben Sie realistisch. Geben Sie sich Feedback, wie Sie es bei einem Freund tun würden. Lernen Sie sich selbst besser kennen. Was zeichnet Sie aus? Was sind Ihre Interessen? Sagen Sie sich jeden Tag, wie gut Sie sich finden und was Sie besonders an Ihrer Persönlichkeit schätzen. Was haben Sie, was andere nicht haben? Belohnen Sie sich öfter mit kleinen Geschenken und Aufmerksamkeiten, wenn Sie etwas erreicht haben. Suchen Sie das Positive in Ihrem Charakter. Wer wären Sie ohne diese Qualitäten? Setzen Sie Prioritäten für Ihre Bedürfnisse. Nehmen Sie sich genügend Zeit dafür und falls nötig gönnen Sie sich eine Pause. Loben Sie sich regelmäßig. Haben Sie heute Disziplin und Engagement gezeigt? Haben Sie anderen geholfen, mehr gearbeitet als nötig usw.? Sagen Sie sich: Das habe ich gut gemacht. Praktizieren Sie Selbstironie. Lachen Sie über sich selbst: Lachen hat heilende Eigenschaften. Nehmen Sie sich nicht zu ernst. Seien Sie dankbar für jeden lustigen Moment, den Sie erleben können. Und vor allem, vergleichen Sie sich nicht mit Anderen.

 

 

Muss man sich selbst lieben, um geliebt zu werden?

 

Dies ist eine Weisheit, die jeder Single schon mindestens einmal gehört hat. Man sagt ja, dass man sich selbst erst lieben muss, um von anderen geliebt zu werden. Dieser Spruch prallt einem förmlich ins Gesicht, wenn man auf der Suche nach Liebe ist. Zugegeben, da steckt schon ein Funken Wahrheit drin, aber man sollte eher daran denken, dass eine Beziehung auch helfen kann, wenn man Probleme mit dem Selbstwertgefühl hat. Darüber hinaus müssen nicht unbedingt alle unsere persönlichen Probleme gelöst sein, bevor wir eine Beziehung eingehen, meint Myriam Bidaud, Coach und Paartherapeutin. Und sie fügt hinzu: "Wenn es jedoch kein Mindestmaß an Selbstbewusstsein gibt, geben wir dem anderen zu viel Macht, der dies ausnutzen kann, um uns zu manipulieren", warnt sie. Aber es ist unbestreitbar, dass sich eine Beziehung trotz Ego-Problemen für beide Seiten als vorteilhaft erweisen kann Es ist wie eine gemeinsame Reise zur Selbstfindung. "Da reicht der andere einem einen Spiegel, der einem hilft, sich selbst besser zu erkennen, auch wenn man vorher von seinen eigenen Komplexen geblendet war. So lernt man dann, sich selbst besser zu lieben, wenn man sich durch die Augen des anderen betrachtet", erinnert uns die Expertin.

 

Photo: Below © stock.adobe.com

Redaktion, 11.04.2024