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Im Bauch kribbelt es und unser ganzer Körper ist in Aufruhr. Das Gefühl des frisch verliebt seins ist nur schwer zu beschreiben. Tatsächlich sind komplexe biochemische Prozesse unseres Organismus dafür verantwortlich, dass wir uns wie im siebten Himmel fühlen. Vor allem unser Gehirn spielt dabei ziemlich verrückt. Daran ändert sich auch im Alter nichts, selbst wenn die Partnersuche dann vielleicht nach anderen Kriterien abläuft.
Wichtige Merkmale bei der Partnersuche
Den meisten dürfte klar sein, dass der Vorgang des Verliebens nicht viel mit rationalen Abläufen zu tun hat. Oftmals können wir uns selbst nicht so recht erklären, weshalb wir uns zu einer anderen Person plötzlich so stark hingezogen fühlen. In jungen Jahren gilt als eines der wichtigsten Kriterien der besonderen Anziehungskraft eines Menschen die physische Attraktivität. Von gutaussehenden Personen fühlen wir uns dabei stärker angezogen – wobei die Attraktivität hier ein sehr subjektives Kriterium ist.
Andere hingegen stellen mehr in den Vordergrund, dass ein potentieller Partner vor allem auf charakterlicher Ebene sympathisch sein muss. Dennoch lässt sich auch dann nicht leugnen, dass manche Menschen uns stärker ansprechen als andere – lange bevor wir sie überhaupt richtig kennenlernen können.
Die Forscher sind sich allerdings seit langem uneins, ob bei der Partnersuche unterbewusst eher die Fortpflanzung oder andere psychologische Aspekte im Vordergrund stehen. Natürlich wird das Zeugen von Nachwuchs im Alter mehr in den Hintergrund geraten. Selbstverständlich können wir uns dann immer noch verlieben. Auch hier sind es die biochemischen Prozesse, die bestimmte Emotionen und das Verlangen nach einer Person in uns wecken, begleitet von zahlreichen körperlichen Symptomen.
Liebe auf den ersten Blick
Was steckt hinter diesem vielzitierten Umstand – romantische Vorstellung oder faktenbasierte Wissenschaft?
Tatsächlich entscheiden wir bereits binnen weniger Sekundenbruchteile, ob wir einen Menschen sympathisch finden oder nicht. „Sehen ist einer der wichtigsten Sinne, immerhin sind 30 Prozent unseres Gehirns ausschließlich mit der Verarbeitung von Sehreizen beschäftigt“, so der Neurobiologe Andreas Bartels vom Max-Planck-Institut in Tübingen. Trotz der Komplexität verläuft der Prozess des Sehens in Lichtgeschwindigkeit ab. Und genauso schnell fällt unser Gehirn aufgrund der Sinneseindrücke, die uns unsere Augen vermitteln auch eine Entscheidung und ordnet das Gesehene ein.
Der erste (visuelle) Eindruck ist also tatsächlich der wichtigste. Dabei spielen nicht nur körperliche Merkmale wie die Figur oder das Gesicht eine Rolle, sondern auch die Mimik und Gestik einer Person. Die Einschätzung zur Sympathie erfolgt dann sowohl nach allgemeingültigen Kriterien als auch nach individuellen Präferenzen. Ein Lächeln oder der Eindruck von Authentizität wird durchweg positiv bewertet. Darüber hinaus finden wir Personen anziehend, die in gewisser Weise Ähnlichkeiten zu uns aufweisen – etwa durch ihre Art sich zu kleiden. Doch all diese Eindrücke verarbeitet unser Gehirn unterbewusst und innerhalb kürzester Zeit. Nach wenigen Sekunden haben wir unser Urteil gefällt. Da der Vorgang im Gehirn überwiegend in der Amygdala oder dem sogenannten Mandelkernkoplex abläuft, hat das Ganze mit einem rationalen Urteil nicht viel zu tun. Vielmehr entscheiden wir hier also aus dem Bauch heraus.
Die Stimme als Sympathieträger
Als zweiter wichtiger Punkt beim Verlieben zählt die Sympathie der Stimme. Ähnlich wie beim Sehen entscheiden wir auch hier sehr schnell, ob wir die Stimme unseres Gegenübers als angenehm empfinden. Und ähnlich wie bei der Liebe auf den ersten Blick versucht uns Hollywood mit den entsprechenden Schnulzenstreifen immer wieder weiszumachen, dass man sich auch in eine Stimme verlieben kann, ohne den- oder diejenige vorher gesehen zu haben. Was steckt dahinter?
Tatsächlich gibt es hier keine belegbaren wissenschaftlichen Studien, die das belegen. Bei Befragungen zeigte sich allerdings, dass manche Stimmen durchaus attraktiver auf uns wirken. Frauen bevorzugen dabei tiefe Männerstimmen, da diese auf eine kräftigere Körpergröße schließen lassen. Männer hingegen favorisieren meist eine höhere Stimme.
Eine Dating-App namens „Whispar“ hat das Kriterium der Stimme bei ihrem Konzept in den Mittelpunkt gestellt. Wer sich dort anmeldet, kann bei seinem Profil eine bis zu 30 Sekunden lange Tonaufnahme hinterlegen. Das Foto wird zunächst verschwommen angezeigt. Erst nach Abspielen der akustischen Nachricht wird das Bild scharf und zeigt, wer hinter der Stimme steckt.
Wie gut können wir uns riechen?
Ein weiterer Faktor, der noch unbewusster für uns abläuft ist der Duft des jeweils anderen, der mit seiner ganz charakteristischen Note ebenfalls entscheidend beeinflusst, ob wir jemanden attraktiv finden. An dieser Stelle übernehmen unsere angeborenen Instinkte ganz klar das Ruder.
Der Grund für diesen Mechanismus liegt hier einmal mehr in unserem natürlichen Fortpflanzungstrieb. In unserem Körpergeruch finden sich spezielle Duftstoffe, die bestimmte Informationen zu unserem Immunsystem übermitteln. In unseren Genen ist bereits ein individuelles Profil dazu festgelegt, wie unser Immunsystem mit verschiedenen Krankheitserregern umgeht. Dabei gibt es zahlreiche unterschiedliche Varianten. Durch die unterbewusste Analyse des Körpergeruchs unseres Gegenübers wählen wir dann bevorzugt solche Personen aus, deren Immunprofil sich ein wenig von unserem eigenen unterscheidet. Auf diese Weise kann im Falle einer Fortpflanzung die Erbinformationen in diesem Punkt verbessert werden.
Eine weitere Rolle spielen zudem verschiedene Duftstoffe, die in Parfums eingesetzt werden und sexuell anregend wirken. Je nachdem ob Mann oder Frau zählen hierzu Jasmin, Vanille, Moschus, Sandelholz aber auch Basilikum, Lavendel oder Zimt- und Zitrusnoten. Mit dem passenden Parfum können wir also Amor sozusagen selbst noch etwas unter die Arme greifen.
Die Macht der Hormone
Verschiedene Hormone, die zwar keinen besonders starken Eigengeruch aufweisen, aber dennoch von uns wahrgenommen werden können, tragen ebenso zur Einschätzung potentieller Partner bei.
Jedes einzelne dieser Hormone ist mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen verknüpft, die uns über diese Botenstoffe unterbewusst übermittelt werden. So steht ein höherer Dopaminspiegel etwa für einen offenen, neugierigen oder auch risikobereiten Menschen. Wer dagegen mehr Serotonin aufweist, gilt eher als introvertiert, vorsichtig und abwägend. Testosteron zeugt von Dominanz und Durchsetzungskraft, Östrogen von Sanftmut, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft.
Soweit zumindest die Forschungsergebnisse der amerikanischen Anthropologin Helen Fisher. Auf unterbewusste Weise entscheiden wir durch die Wahrnehmung dieser biochemischen Botenstoffe ebenfalls, welche Menschen wir attraktiver finden beziehungsweise welche zu unseren Vorstellungen eines geeigneten Partners passen.
Fazit
Auch im Alter können wir uns der Macht der biochemischen Vorgänge und der visuellen Attraktivität nicht wirklich entziehen – selbst wenn wir dann anderen Kriterien mehr Bedeutung beimessen – beispielsweise die jeweiligen charakterlichen Merkmale. Der Vorgang des Verliebens, der sich umfassend auf unser Verhalten und auf unsere Gefühlswelt auswirkt, funktioniert unabhängig vom Alter. Ob allerdings aus einer ersten Sympathie mehr entsteht, dabei spielt die Lebenserfahrung dann doch eine wichtige Rolle. Je nachdem auf was wir abzielen – eine langfristige Partnerschaft oder ein schnelles Vergnügen – entscheiden wir, ob wir dem Gegenüber weitere Chancen einräumen und uns dabei selbst kopfüber in aufregende Gefühle stürzen.
Foto: © Kzenon/fotolia.com
Redaktion, 08.03.2018